Schon seit längerem wollte ich mal mehr als einen Halbmarathon laufen, aber vor den 42,195km habe ich einen riesigen Respekt. Warum also nicht eine „Zwischendistanz“? Es boten sich der Mittsommernachtslauf in Krakow und der Fünf-Seen-Lauf in Schwerin an. Ich entschied mich für den Lauf in Krakow, weil dieser in den kühleren Abendstunden startet und ich bisher nur gutes gehört habe. Außerdem laufe ich zeitgleich mit dem Seen-Lauf in Hamburg einen Halbmarathon.
Gemeldet hatte ich mich schon vor Wochen. So hatte ich keine Ausrede mehr und konnte nicht mehr kneifen. Mein Training habe ich aber in keinster Weise auf die 30 km abgestimmt. Hier und da bin ich mal 15 km gelaufen und 1x knapp über 20. Auf mehr hatte ich einfach keine Lust und auch nicht wirklich Zeit.
Aus diesem Grund und weil mir diese Streckenlänge vollkommen unbekannt ist, ging mir gestern kräftig die Muffe. Zum Glück hat sich Stephan bereiterklärt mit dem Rad an meiner Seite zu fahren. Also schmissen wir gegen 15:30 Uhr alles in das Auto und fuhren in Richtung Krakow. Vor Ort holte ich schnell meine Unterlagen und mein T-Shirt ab und verkroch mich in ein Zelt. Zwischenzeitlich hatte es angefangen zu regnen und das machte es mir nicht leichter. Zum Glück war es nur ein Schauer.
Nach und nach trudelten mehr und mehr Läufer ein. U. a. auch Gudrun und Fred. Fred ist bereits letztes Jahr in Krakow gelaufen und man konnte sich ein wenig austauschen. Pünktlich zu 18 Uhr begaben sich alle zu Start und wurden auf die Strecke geschickt. Ich versuchte mich ein wenig zu bremsen und pendelte mich auf einen Schnitt von 5 Minuten ein. Das ist ein Tempo das ich lange laufen kann (dachte ich). Ich befand mich im Mittelfeld. Plätze waren mir dieses mal aber egal und eine Bestzeit hatte ich schon inne.
Wir liefen durch tolle Landschaften und an diversen Stellen feuerten uns Trommler an. Die ersten 10 km bin ich in ca. 50 Minuten gelaufen und fühlte mich sehr gut, aber das ständige auf und ab raubte mir die Kraft. Mich machte die profilierte Strecke fertig! Ich kenne das nicht und umgehe solche Strecken gern. Der Swissalpine wird mich niemals sehen!
So hatte ich bei Kilometer 12 das erste Loch, aber Stephan reichte mir die erste Flasche mit süßem Tee und ich fing mich schnell. Die Halbzeit hatte ich nach ca. 01:17 hinter mir, aber ich merkte das es immer schwerer wurde. Das wenige Training und das Profil bekam ich zu spühren und so wurde ich langsamer.
Die 20 km lief ich in ca. 01:46. Ich war begeistert von der Zeit, aber ich wusste das ich mich ab jetzt auf unbekanntes Gebiet wagte. Zusätzlich musste man die nächsten Kilometer über eine sehr weiche Waldstrecke quälen. Der Boden sog mir die Kraft aus den Beinen und ich fing an mich zu hassen. Warum mache ich sowas? *ScheißdrecksmistfuckLauf* Ich dachte ich muss sterben!
Ich habe keine Ahnung welche Zeit ich bei Kilometer 25 hatte. Ich war nur noch beschäftigt ein Bein vor das andere zu setzen und das war schwer genug. Ich war wirklich stehend K.O.! Stephan trieb mich an. Nur nicht stehen bleiben und nicht aufgeben. Alles tat weh und ich dachte nur noch von einem zum anderen Kilometer. Mein Magen rebellierte und wollte keine Getränke mehr aufnehmen.
Endlich kamen wir wieder in Krakow an. Jetzt konnte es doch nicht mehr weit sein, aber mir kam es ewig vor. Durch die Stadt, nochmal an den Trommlern vorbei und den letzten Anstieg zur Straße. Ich kroch auf dem Zahnfleisch!!! Ich hörte die Musik, sah das kurz vor mir das Veranstaltungsgelände lag, aber ich konnte nicht mehr schneller werden.
Nach 02:47:33 h lief ich in das Ziel und wollte keinen Meter weiter. Meine Beine gehörten nicht mehr zu mir und ich fragte mich wie man noch 12 km weiterlaufen soll.
Das erste mal nahm ich das Massagezelt in Anspruch und wollte nie wieder aufstehen. Alles zwickte und zwackte, aber nach der Massage ging es langsam besser. Bis zur Siegerehrung hatten wir genug Zeit um uns zu stärken. Leider wollte sich mein Magen mit der Pasta nicht so richtig anfreunden und nach 3-4 Bissen hörte ich eine Drohung. „Wenn du mir noch einen Bissen runter schickst, schicke ich das Zeug umgehend zurück.“ Dafür feute sich Stephan über das Essen und ich begnügte mich mit meinem alkoholfreien Bier.
Gegen 23 Uhr fing dann die Siegerehrung an und ich belegte sogar den 2. Altersklassenplatz. Ich bekam eine Urkunde, eine Rose und ein Fresspaket mit leckeren Sachen.
Weil uns kalt war verabschiedeten wir uns schnell und fuhren nach Hause. Nach einer Dusche ging es mir gut und ich hatte mächtige Bettschwere. Vorher hatte ich aber noch Hunger. Mächtigen Hunger! Mein Magen war auch nicht mehr beleidigt und so konnte ich mich mit Stephan über mein Fresspacket hermachen. Praktische Sache!
Fazit: toller Lauf, super Orga, anspruchsvolle Strecke, ich war platt, keine Ahnung ob ich jemals zum Marathonläufer werde, ich habe Muskelkarter